Gelungener Gaststart in der französischen Langstrecken - Meisterschaft
Vom 11. – 13. Mai fand in Dijon (F) der zweite Lauf der französischen Endurance (Langstrecken) Meisterschaft statt. Die Endurance-Rennen werden in Teams gefahren, die wahlweise aus 2-3 Fahrer bestehen. Die 32-jährige Amandine Creusot ist eine erfahrene Langstreckenfahrerin und fragte mich zwei Wochen vor dem Rennen an, ob ich das kommende Rennen als ihr Teamkollege bestreiten möchte.
Natürlich sagte ich sofort zu. Amandine ist eine aktive Fahrerin der offiziellen Endurance-Weltmeisterschaft und bestritt 3 Wochen zuvor das 24-Stundenrennen in Le Mans welches sie mit ihrem ausschliesslichen Frauen-Team auf dem 32 Schlussrang beendete. Gesamthaft waren 60 Teams am Start.
Natürlich wusste ich genau gar nichts über Endurance-Rennen. Aber das musste ich ja nicht gerade an die grosse Glocke hängen. Ich nahm das Angebot einfach an und war mir sicher, dass ich nach dem Event wissen werde wie alles funktioniert,
Am Freitag hatten wir einen Trainingstag. 6 x 20min standen auf dem Programm. Wir hatten einen sehr intensiven Tag. Umfasst von Motorradeinstellungen, Abklärungen zum Rennablauf, Briefings, interne Teambesprechungen, Mahlzeiten planen und und und. Insgesamt waren 6 Leute vom WM-Team von Amandine und mein Vater Philippe zur Stelle um das ganze Rundherum zu organisieren. Dazu gehörten Mechaniker, Koch, jemand für die Boxentafel, jemand für das Administrative und auch solche Personen, die einfach überall helfen um den Fahrern ihre Wünsche zu erfüllen.
Nachdem wir am Freitag unsere beiden Motorräder soweit hatten um mit den Einheitsreifen einigermassen zurecht zu kommen, ging es ans Eingemachte. Am Samstagmorgen bestritten wir je ein Freitraining und am Nachmittag je 2 Qualifikationen. Der Startplatz wird dann anschliessend mit der Durchschnittszeit von der besten Runde der beiden Fahrer festgelegt. z.B: Amandine: 1:23.8, Yves: 1:23.9. Die Durchschnittszeit würde dann 1:23.85 betragen.
Auch wenn wir beide nicht wirklich das beste Setup für unsere Motorräder gefunden hatten, beschlossen wir auf Tutti zu gehen und den Hammer fallen zu lassen. Wie im letzten Bericht schon erwähnt: Gesagt, getan. Nach dem zweiten Quali standen wir mit dem ersten Startplatz in der Hand da und freuten uns riesig. Durch die starke Konkurrenz getrauten wir uns nicht einmal zu wünschen, die Pole-position zu ergattern. Jetzt war das Chaos im Fahrerlager perfekt. „Wer ist dieser No-Name-Fahrer von Amandine mit dem verkratzen Motorrad?“, „Muss man den kennen?“, „Das kann doch nicht sein“, „Wie haben die das nur gemacht?“. Wir wurden von allen Seiten beschnuppert, befragt und auch ein wenig angestarrt. Aber egal.
Trotz unserem starken Quali blieben wir auf dem Boden uns wussten, dass es schwierig wird diesen Platz über das 4-stündige Rennen zu verteidigen.
Als am Sonntagmorgen die Wolken dichter wurden und es sogar zu regnen begann, wussten wir sowieso, dass die Karten neu gemischt werden. Wir beide fühlen uns jedoch sehr wohl im Regen und liessen uns nicht aus der Ruhe bringen. Die Renndistanz musste leider um 30 min verkürzt werden, da es an diesem regnerischen Tag sehr viele Stürze und folgend daraus Rennabbrüche gab. Uns war es recht, da wir dann weniger lang unsere Position verteidigen mussten.
Zum Rennen (34 Teams am Start)
Amandine wagte sich an den Start und wurde bei diesem leider ein wenig abgedrängt. Durch unsere Entscheidung mit zwei Motorräder an den Start zu gehen, wurden wir noch zusätzlich zwei Runden zurückversetzt. Diese Zeit wird jedoch mit den Teams, die nur ein Motorrad haben und Zeit beim Tankvorgang verlieren, circa gleichgestellt. Durch die Unterstützung des WM-Teams von Amandine und den 7lt grösseren Tanks waren wir in der Lage ca. 1h 15min am Stück zu fahren. Durch die zusätzlichen Runden fielen wir einige Zeit bis auf den 32 Rang zurück. Durch die hochfrequentierten Wechselintervalle der gegnerischen Teams, standen wir jedoch schnell wieder auf der Liste der Top 15. Es lag noch sehr viel Arbeit vor uns um unser Ziel vom Podest zu erringen.
Amandine fuhr sehr starke Zeiten und konnte den Abstand zum Erstplatzierten konstant halten. Nach 75 starken Minuten gab sie dann das Zeichen zum Wechsel. In letzter Sekunde wechselten die Mechaniker noch mein Hinterrad. Eigentlich wollte ich mit einem Slick auf die Strecke, da diese immer mehr abtrocknete. Sie hatten jedoch gegen meinen Entscheid erneut auf Regenreifen gewechselt. Ein wenig genervt verliess ich in Windeseile die Box und musste mich auf der Strecke erstmals an den schweren Tank gewöhnen.
Ich benötigte sicherlich 8 Runden um mich mit allem vertraut zu machen. Danach ging jedoch die Post ab. Ich konnte mein Regenreifen gekonnt durch die Kurven sliden lassen und baute ein sehr gutes Gefühl zum Motorrad auf. Von Rang 9 beim Wechsel konnte ich mich bis auf die zweite Position vorarbeiten. Und dann…. Tja dann, kleiner Lindi, wurdest du eines Besseren belehrt. Der Regen setzte erneut ein und ich überholte mit meinem zerfetzten Regenreifen die mit Slicks (Trockenreifen) bestückten Fahrer am Laufmeter. Ich muss zugeben, ich grinste schon ein wenig unter meinem Helm. Nach einem riesigen Schreckmoment durch einen Rutscher im einsetzenden Regen und einer Safety-Car Phase, entschied ich mich, meine gut 70 minutige Rennsession zu beenden und wieder an Amandine zu übergeben.
Der zweite Wechsel verlief etwas besser und meine Teamkollegin konnte die Fahrt sehr schnell wieder aufnehmen. Erneut fuhr sie starke Rundenzeiten und konnte sich auf dem zweiten Platz bewähren. Im Ziel fehlten uns lächerliche 0,66sek auf den Sieger. Aber selbstverständlich nahmen wir auch den zweiten Platz mit Handkuss und feierten unser geglücktes und lehrreiches Wochenende.
Vom 25. – 27. Mai steht die Strecke in Dijon für die Schweizermeisterschaft bereit. Ich bin sehr froh, dass ich mich schon gut auf der Strecke auskenne und kann es wieder kaum erwarten meinen Traum fortzusetzen.
Bis dann Yves #552